Der Jugendclub NaunynRitze soll endlich wieder öffnen können! Das war Thema einer Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses. Welche Probleme und Lösungsvorschläge es gibt, berichtet unser Fraktionsvize Frank Vollmert.
Frank Vollmert ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher der SPD-Fraktion im Jugendhilfeausschuss.
Frank, falls sie jemand nicht kennt: Was ist die NaunynRitze?
Die NaunynRitze ist ein Jugendclub, der sein Haus in der Naunynstraße hat. Es ist ein wichtiger Pfeiler der Kinder- und Jugendarbeit in diesem Bezirk.
Derzeit hat er aber nicht geöffnet. Woran liegt es?
Seit 2016 ist der Club geschlossen, denn es stand eine große Sanierung an. Die Wiedereröffnung sollte im ersten Quartal 2018 erfolgen. Dann gab es immer wieder unterschiedliche Bauverzögerungen. Der Jugendhilfeausschuss, kurz JHA, hat sich in den letzten zwei Jahren sehr intensiv mit dem schleppenden Baufortschritt befasst. Die Architekten und auch der Hochbauservice haben uns immer wieder neue Eröffnungstermine genannt, die nicht gehalten werden konnten.
Welche Gründe wurden euch denn für die Verzögerung genannt?
Natürlich war Corona ein Grund. Ein zweiter war der Personalschwund bei der ausführenden Architektenfirma. Viele derjenigen, die mit dem Projekt angefangen haben, sind heute nicht mehr da, inklusive dem Bauleiter. Dann gab es unvorhergesehene Bauschwierigkeiten, die einzelnen Gewerke zu beenden.
Wie du auf Twitter berichtest, musste jetzt die Wiedereröffnung schon wieder aufgeschoben werden. Denn die Einrichtung kann wegen fehlender brandtechnischer Unterlagen den Betrieb nicht aufnehmen. Du hast deshalb eine Sondersitzung des JHA am 24. August beantragt. Was hat sie gebracht?
Der Chef des Hochbauservices, Herr Pietrek, hat uns Rede und Antwort gestanden. Die gute Nachricht: Die Bautätigkeiten sind zu 99 Prozent abgeschlossen. Es fehlen eigentlich nur noch ein paar Malerarbeiten im Kellergeschoss. Was zur Wiedereröffnung fehlt, ist die brandschutztechnische Abnahme. Dafür muss der Architekt eigentlich nur noch ein Formblatt abgeben. Das sollte Anfang des Monats geschehen, er hat es aber offenbar nicht gemacht. Und der bezirkliche Hochbauservice kann zwar drängeln und bitten, hat aber sonst wenig Handhabe, das Architektenbüro unter Druck zu setzen.
Weil wir den Club trotzdem eröffnen wollen, fahren wir jetzt parallel. Der Bezirk bemüht sich weiterhin, die brandschutztechnische Freigabe zu bekommen. Falls das nicht gelingt, soll eine Brandschutzwache aufgestellt werden, die für die nötige Sicherheit sorgt. Die Wache würde im Brandfall das Personal und die Jugendlichen sicher aus dem Haus geleiten. Somit könnte der Jugendclub trotz fehlender Unterlagen den Betrieb aufnehmen. Der Ausschuss hat beschlossen, dazu einen Dringlichkeitsantrag in die BVV einzubringen. Damit wird das Bezirksamt aufgefordert, bis zum 15. September alle nötigen Vorbereitungen zu treffen, um notfalls eine Brandschutzwache aufzustellen.
Der Club soll also in jedem Fall am 15. September eröffnen?
Genau. Es war wichtig, dass wir dem Jugendclub ein Datum nennen können, mit dem er planen kann. Die Jugendlichen wurden über Jahre immer wieder vertröstet, jedes Mal mit anderen Gründen. Jetzt sind wir so weit, dass ein fertiger Jugendclub dort steht. Da ist nicht mehr erklärbar, warum die Kinder und Jugendlichen dort nicht ihre Zeit verbringen können.
Außerdem sind die Möbel und das Equipment zwischengelagert, unter anderem im Hoftheater. Das kann entsprechend auch nicht genutzt werden. Die Büros der Betreiber sind provisorisch in einem Nebengebäude, der Remise, untergebracht. Auch von dort muss ein Umzug organisiert werden. Damit müssen die Betreiber jetzt anfangen, wenn der Club Mitte September öffnen soll. So ein Umzug dauert eine Weile.
Wie optimistisch bist du, dass die Kinder und Jugendlichen nun am 15. September tatsächlich ihren Jugendclub nutzen können?
Mein Eindruck ist, dass Herr Pietrek vom Bezirksamt sehr bemüht ist, das zu ermöglichen. Am Ende sitzen die Architekten und ausführenden Firmen aber am längeren Hebel. Die Architektenfirma ist auch mit Großprojekten wie dem Humboldt-Forum befasst. Womöglich widmen sie einer „kleinen“ Baustelle wie unserem Jugendclub nicht die gleiche Energie und Aufmerksamkeit. Mit dem Brandwachen-Vorschlag unserer Fraktion haben wir aber hoffentlich einen funktionierenden Plan B. Die Auskunft des Bezirksamtes war, dass die Wache bis zum 15. September stehen wird.
Welche Konsequenzen ziehst du aus der Debatte um den Jugendclub?
Wir müssen uns überlegen, wie der Bezirk die Zusammenarbeit mit den Vertragspartnern künftig verbessern kann, damit es nicht immer wieder zu Bauverzögerungen kommt. Ähnliche Probleme haben wir ja auch bei der Kurt-Schumacher-Schule und anderen Einrichtungen. Da werden wir über die Vertragsgestaltung sprechen müssen. Vielleicht macht es auch Sinn, dass der Bezirk eine Person speziell für diese prekären Fälle abstellt. Die könnte sich ausschließlich darum kümmern, den Druck auf die Vertragspartner hoch zu halten. Die anderen Mitarbeitenden des Hochbauservices wären dann von dieser Last befreit und könnten sich intensiver mit ihren anderen Aufgaben befassen. Das werden wir in der nächsten Wahlperiode zu diskutieren haben.
Das Gespräch führte Carl-Friedrich Höck. Mehr Infos zum Jugendclub: naunynritze.de