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Das Wellenbad am Spreewaldplatz muss saniert werden und geht bald vom Netz.

Schwimmbadmangel im Bezirk: „Da muss ein Zeichen des guten Willens kommen“

Mit dem Spreewaldbad geht bald das nächste Hallenbad vom Netz. SPD-Fraktionsvize Frank Vollmert schlägt eine Kompensation für die betroffenen Schwimmer*innen vor und berichtet, welche Neuigkeiten im Sportausschuss verkündet wurden.

Im Sportausschuss war am Mittwoch ein Vertreter der Berliner Bäderbetriebe (BBB) zu Gast. Welche Nachrichten hatte er für den Bezirk?

Frank Vollmert: Keine guten. Es ist ja bekannt, dass nach dem Baerwaldbad und dem Bad an der Holzmarktstraße bald auch das Spreewaldbad schließen muss, weil es saniert wird. Wenigstens konnte der BBB-Vertreter uns mitteilen, dass die provisorische Schwimmhalle auf dem Gelände des Prinzenbades wie geplant Ende Februar in Betrieb gehen wird. Somit bleibt Zeit für einen Probebetrieb, bevor das Spreewaldbad Anfang Mai schließen wird – und zwar für zweieinhalb Jahre, sofern die Planung eingehalten werden kann.

Erfreulich ist angesichts dieser tragischen Sitation, dass das Ersatzbad mit seinen fünf Bahnen zumindest jeden Tag geöffnet sein wird. Unter der Woche ist ein Frühschwimmen geplant für das freie Schwimmen. Ansonsten sollen Schulen und Schwimmvereine das Bad nutzen. Und am Wochenende von 9 bis 17 Uhr ist das Bad wieder für das freie Schwimmen geöffnet. Die Kapazitäten des Bades werden also voll ausgenutzt, das ist zumindest ein kleiner Lichtblick.

Dennoch wird die Ersatzhalle auf dem Prinzenbad-Gelände nicht ausreichen, um den Bedarf an Schwimmflächen zu decken. Ein Antrag der SPD fordert eine Kompensationsleistung für die Schwimmer*innen, die in andere Bezirke ausweichen müssen. Was genau schwebt dir da vor?

Erst einmal bin ich froh, dass der Sportausschuss dem Antrag zugestimmt hat. Wie er dann im Detail umgesetzt wird, kann der Bezirk relativ frei mit dem Senat und den Bäderbetrieben aushandeln. Ein möglicher Weg wäre zum Beispiel, die Gültigkeit der Frühschwimmerkarten zu verlängern oder die Zehnerkarten aufzustocken. Auf jeden Fall sollte die Kompensation möglichst unkompliziert gestaltet sein und bei allen Schwimmer*innen im Bezirk ankommen. Es wäre eine Art Anerkennung dafür, dass man den Schwimmer*innen in Friedrichshain-Kreuzberger eine extrem lange Durststrecke von mindestens zweieinhalb Jahren zumutet.

So etwas kostet natürlich Geld. Wer müsste dafür aufkommen – und ist so eine Forderung überhaupt realistisch?

Unser Vorstoß hat zwei Komponenten: Zum einen geht es darum, einen politischen Willen zu zeigen, und zum anderen um die finanzielle Ausgestaltung. Die Berliner Bäderbetriebe bekommen eine Globalsumme, mit der sie alle ihre Aufgaben finanzieren sollen. Ob man daraus die Kompensationsleistung finanzieren kann oder ob der Finanzsenator Geld nachschieben muss, wird die Diskussion zeigen. Ich als Kommunalpolitiker kann aber den Leuten nicht sagen: Tut mir leid, die Fehler der Vergangenheit müsst ihr jetzt ein paar Jahre ausbaden, also seht zu, wie ihr zurecht kommt. Da muss wenigstens ein Zeichen des guten Willens kommen.

Ein zweiter SPD-Antrag fordert: Der Bezirk soll an einem Pilotprojekt zum Schulschwimmen teilnehmen. Kannst du kurz beschreiben, was es mit diesem Projekt auf sich hat?

Das Pilotprojekt wird derzeit in Mitte durchgeführt. Die Idee ist, dass Trainer*innen des Schwimmverbandes den Lehrkräften der Schulen in der Schwimmhalle zur Seite stehen, um das Schulschwimmen zu gewährleisten. Da wir im Bezirk sowieso schon eine prekäre Bädersituation haben, dürfen nicht auch noch zusätzlich Schwimmstunden ausfallen, weil Lehrer*innen erkrankt sind oder keine gültige Lizenz mehr haben. Es gibt nämlich die Vorgabe, dass der Schwimmunterricht von zwei Lehrkräften abgehalten werden muss. Wenn nur eine Lehrkraft zur Verfügung steht, muss der Kurs entweder ausfallen oder in reduzierter Klassenstärke durchgeführt werden. Das führt letztlich dazu, dass die Schwimmer*innen-Quote sinkt. Deshalb wünschen wir uns, dass Bezirk und Senat den Schulen ermöglichen, an dem Pilotprojekt teilzunehmen.

Wie waren die Reaktionen auf den Antrag im Sportausschuss?

Die Grünen-Fraktion hat den Antrag vertagt. Damit wurde auch die Diskussion abgebrochen, ich kenne also die Gründe der Grünen nicht. Ich bin aber zuversichtlich, dass man das Pilotprojekt an die Standorte ausweiten kann, an denen Friedrichshain-Kreuzberger Schulklassen unterrichtet werden. Wir haben in unserem Bezirk ja eine spezielle Situation, weil auch unsere Schulklassen teilweise auf andere Bezirke ausweichen müssen. Deshalb hoffe ich auf eine Lösung, bei der die Trainer*innen des Schwimmverbandes nicht ortsgebunden unterstützen sollen, sondern ihre Standorte flexibel aufsuchen können mit einem entsprechenden Arbeitskontingent.

Gibt es noch weitere Neuigkeiten aus dem Sportausschuss?

Ja, die gibt es. Die Schwimmhalle an der Holzmarktstraße ist ja schon seit 2018 geschlossen. Derzeit befinden sich die Berliner Bäderbetriebe und die Immobiliengesellschaft Berlinovo in einer Konzeptphase für den Standort: Sie wollen gleichzeitig eine vergrößerte Schwimmhalle und eine erkleckliche Anzahl an Wohnungen errichten. Wie uns von den Bäderbetrieben berichtet wurde, wird daran mit Hochdruck gearbeitet. Die Berlinovo will so schnell wie möglich in die Bauphase eintreten und einen Bauzeitenplan erstellen. Dann wissen wir auch, wie lange die Bauzeit dauern wird und wann wir an der Holzmarktstraße wieder ein Bad zur Verfügung haben.

Sportstadtrat Andy Hehmke hat außerdem verkündet, dass das Bausubstanzgutachten für das Baerwaldbad fertig ist. Die Kosten für den Gesamtkomplex sollen demnach 41,1 Millionen Euro betragen. Das ist leider eine hohe Summe, man muss aber dazu sagen: Dieses Geld wird für das gesamte Gebäude inklusive der beträchtlichen Nebenflächen, der Dachsanierung etc. benötigt.

Weil dem Sportstadtrat das Gutachten selbst noch nicht vorlag, konnten wir noch nicht über die Details sprechen. Aber klar ist: Wenn wir erstmal nur den 1955 angebauten Schwimmbadbereich – also den Gebäudeteil mit dem größeren Schwimmbecken – instandsetzen und wieder in Betrieb nehmen, wäre das signifikant günstiger.

Nun liegt es am Sportausschuss, sich das Bausubstanzgutachten genauer anzuschauen und im Einzelnen zu prüfen, welche Kosten für welche Gewerke zu Buche schlagen werden – und was davon wir tatsächlich für das Schwimmbad benötigen. Unser Ziel ist es ja trotz der hohen Summe weiterhin, das Baerwaldbad wieder ans Netz zu bringen. Wir haben auch gar keine Alternativen, weil uns die Flächen für neue Bäder fehlen.

Frank Vollmert ist stellvertretender Vorsitzender und sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg