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Erstaufnahmestelle statt Hostelbetrieb

Das Hostel am Mehringdamm
Das Hostel am Mehringdamm (c) Höck

Der Migrationsausschuss der BVV Friedrichshain-Kreuzberg hat am vergangenen Mittwoch (18.02.) das Metropol Hostel am Mehringdamm besucht. Wo normalerweise Schulklassen und Rucksacktouristen übernachten, sind derzeit Asylbewerber untergebracht.

Die Zimmer sind bescheiden eingerichtet: sechs Betten auf 25 Quadratmetern, sechs Schließfächer, eine Dusche und ein Klo. Immerhin wirken sie gepflegt und sauber. Als Schlafmöglichkeit für junge Touristen mit schmalem Geldbeutel, die ohnehin tagsüber die Stadt erkunden, genügt das. Doch im Metropol-Hostel am Mehringdamm in Kreuzberg gibt es derzeit kaum noch Touristen. Stattdessen wohnen hier Asylbewerber, wenn auch nur vorübergehend. 150 zumeist männliche Flüchtlinge, viele von ihnen zwischen 18 und 30 Jahren, sind in dem Hostel untergebracht.

Weil es in den regulären Aufnahmeeinrichtungen zu wenige Plätze gibt, ist das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) dazu übergegangen, Asylbewerbern Gutscheine für Hostels auszustellen. „Die erste Familie kam im Dezember 2013 zu uns“, berichtete Igor Jokic, Verkaufsleiter des Metropol-Hostels, am Mittwochabend den Mitgliedern des Migrationsausschusses. Dann seien immer mehr Menschen zu ihnen gekommen, bis es im März 2014 fast 300 waren. Das Hostel hat Kontakt mit dem Lageso aufgenommen. Man arbeitet zusammen, einen Vertrag gibt es aber nicht. Das Metropol dient als Erstaufnahmestelle. Das bedeutet: Maximal drei Monate dürfen die Flüchtlinge hier bleiben.

Das Team versucht zu helfen

Wo so viele, oft traumatisierte Menschen aus unterschiedlichen Kulturen auf engstem Raum zusammenleben, bleiben Konflikte nicht aus. „Handgreiflich wurde es aber nie“, sagte Jokic. Er und die anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hostels bemühen sich, den Neuankömmlingen so gut es geht zu helfen. „Unser Team berät die Flüchtlinge, in Einzelfällen haben wir auch Behördengänge mit ihnen gemacht“, erklärte der Verlaufsleiter. Mehr könne man aber nicht leisten, das Team sei überlastet. Das Problem: „Das Lageso kann uns auch keine Sozialarbeiter schicken, weil wir mit ihnen keinen Vertrag haben.“

Wie beschwerlich die ersten Monate für die Asylbewerber sind, machte Jokic an einem Beispiel deutlich: Der Staat verlange von ihnen, schnell Deutsch zu lernen, damit sie länger bleiben dürfen. Doch eine Kostenübernahme für Sprachkurse an der Volkshochschule zu beantragen, sei ein wahrer Hürdenlauf. „Die kriegt nicht jeder, da muss man echt hinterher sein und immer wieder nachfragen.“

Offiziell ist das Metropol immer noch ein Hostelbetrieb, auch wenn es derzeit nicht aktiv um Touristen wirbt. Bis zum Sommer, wenn wieder mehr Schulklassen nach Berlin kommen, „werden wir und andere Hostelbetriebe wieder auf Tourismus umstellen müssen“, kündigte Jokic an. Die Stadt müsse dafür sorgen, dass man dann Ersatz findet.

Auf Dauer nicht geeignet

Für den Geschäftsführer der SPD-Fraktion in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg, Uwe Hübsch, ist klar: „Hostels sind keine geeigneten Unterkünfte für Flüchtlinge, sofern die Aufenthaltsdauer wenige Tage überschreitet.“ Die Stadt müsse menschenwürdige Unterbringungsmöglichkeiten schaffen, in denen die Flüchtlinge auch Privatsphäre haben können. Wichtig sei auch eine angemessene Betreuung, zum Beispiel durch Sozialarbeiter. „Hierzu können auch leerstehende Gebäude beschlagnahmt und hergerichtet werden“, so Hübsch.

Thema auf der Sitzung des Migrationsausschusses war auch die Zukunft der interkulturellen Veranstaltungswochen „Interkreuzhain“. Der SPD-Verordnete Hübsch: „Die Aktualität der Interkreuzhain-Veranstaltung, welche sich gegen Rassismus und Ausgrenzung und für ein Miteinander einsetzt, hat 2015 nichts von ihrer Aktualität eingebüßt und ist notwendiger denn je. Mit dem neuen Konzept verbinden wir die Hoffnung, dass sie aus dem Nischendasein heraustritt und eine breite Beteiligung in der und durch die Bevölkerung erfährt.“