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Wir wollen das Baerwaldbad retten!

Baerwaldbad
Gefährdetes Schmuckstück: Die kleine Halle des Baerwaldbades (c) Höck

Das Baerwaldbad in Kreuzberg ist seit Mitte Mai geschlossen, weil das Gesundheitsamt Mängel festgestellt hat. Nun läuft die Zeit, denn dem Betreiber geht das Geld aus. Wenn das Bad nicht bald wieder in Betrieb genommen wird, könnte es sein Ende bedeuten. Mit einem gemeinsamen Antrag wollen SPD, Linke, CDU und Piraten das Bad retten.

Einerseits ist das Baerwaldbad ein Schmuckstück des Bezirks. Das zwischen 1898 und 1901 errichtete Hallenbad steht unter Denkmalschutz und zeugt von der Architektur der Kaiserzeit. Andererseits ist das Bad aber auch ein Sorgenkind des Bezirks. Denn bereits seit dem 26. März ist die historische kleine Halle gesperrt, seit dem 15. Mai auch die große. Das Gesundheitsamt hat die Nutzung bis auf Weiteres untersagt, nachdem es eine Reihe von Mängeln festgestellt hat. Unter anderem: Schimmel, abblätternde und ins Wasser fallende Farbpartikel, Rostspuren und stickige Luft.

Die Ursache hierfür sei die veraltete Raumluftanlage, vermutet Dr. Raimund Pitzing, der Leiter des Gesundheitsamtes. Während einer Sitzung des Sportausschusses am 10. Juni kündigte er deshalb an: Erst wenn die Schwimmhallen wieder eine funktionierende Lüftungsanlage haben, könne das Bad wieder in Betrieb gehen. Was genau verbessert werden muss, konnte er allerdings nicht sagen – für technische Einschätzungen seien Ingenieure zuständig und nicht sein Amt, argumentierte Dr. Pitzing.

Für den Trägerverein ist die Schließung teuer

Allein das notwendige Gutachten würde 10.000 Euro kosten, klagte Joachim Uffelmann vom Verein TSB Wasserratten, der das Bad betreibt. Dafür fehle dem Verein das Geld. Ohnehin sei die Lage prekär: Die Schließung habe den Verein jetzt schon 35.000 Euro gekostet. Ohne die Einnahmen könnten die ehrenamtlich arbeitenden Betreiber auch keine Betriebskosten finanzieren. Die Anlagen für den Wasserumlauf sind deshalb abgeschaltet.

In 14 Tagen werde man das Wasser in der kleinen Halle ablassen müssen und bald darauf auch in der großen Halle, kündigte Uffelmann an. Notwendig ist das aus zwei Gründen: Erstens führt stillstehendes Wasser unweigerlich zu Verkeimungen, die auch die Filteranlagen massiv beschädigen. Zweitens verlangt das Gesundheitsamt das Ablassen des Wassers, um das Becken auf mögliche Mängel und Schäden untersuchen zu können. Wenn aber die Becken über einen längeren Zeitraum unbefüllt sind, drohen schwere Schäden: Zum Beispiel könnten die Fugen austrocknen; die Kacheln könnten sich ohne den fehlenden Wasserdruck lösen. Aber ein ständiges Ablassen und Auffüllen des Wassers in den zwei Schwimmbecken kann der Verein finanziell nicht leisten.

Das Bad soll im kommenden Jahr ohnehin saniert werden – dann können für das Bad Gelder aus dem Städtebaulichen Denkmalschutzprogramm abgerufen werden. Jetzt aber ist schnelles Handeln gefragt. Auf Vorschlag der SPD-Fraktion hat der Ausschuss deshalb eine Beschlussempfehlung ausgesprochen: Der Bezirk soll eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe einsetzen. Diese soll einen Maßnahmenplan erarbeiten, um das Bad möglichst schnell wiedereröffnen zu können. Nur die Grünen wollten der Beschlussempfehlung nicht zustimmen.

Gemeinsamer Antrag

Darüber hinaus bringt die SPD gemeinsam mit den Fraktionen von Linke, CDU und Piraten einen Antrag in die BVV ein: Das Bezirksamt soll dem Träger des Bades TSB Wasserratten e.V. bis zur Wiederaufnahme des vollständigen und regulären Schwimmbetriebs „die Kosten für die grundständige Aufrechterhaltung des Nutzungszweckes aus dem laufenden Bezirkshaushalt“ erstatten. Damit soll die weitere Existenz des Bades, aber auch des 1000 Mitglieder zählenden Vereins aufrecht erhalten werden, heißt es in der Begründung. Nach Auskunft des Vereins betragen die Kosten für die grundständige Aufrechterhaltung des Bades knapp 10.000 Euro pro Monat.

Bezahlen muss der Bezirk derzeit ohnehin schon: Weil der Schwimmunterricht von sechs umliegenden Schulen in andere Bäder verlegt werden muss, hat der Bezirk einen Shuttle-Service eingerichtet, der pro Monat rund 5000 Euro kostet. Sollte es nicht gelingen, den Betreibern zeitlich befristet die Kosten zu erstatten, droht nicht nur der Verlust des Baerwaldbades als notwendige Schwimmhalle für den Vereins- und Schulsport. Wenn das Gebäude an den Bezirk zurückübertragen wird, würde das für den Bezirk auch ein nicht seriös kalkulierbares Haushaltsrisiko darstellen.

„In Kreuzberg 61 ist das Baerwaldbad die einzige Schwimmhalle“, sagte der SPD-Bezirksverordnete Frank Vollmert. „Auch deshalb muss der Bezirk sich entschlossen dafür einsetzen, dass das Bad erhalten bleibt.“

Nachtrag

Auf der Sonder-BVV am 18. Juni 2015 wurde der Antrag zum Baerwaldbad von den Grünen vertagt. Damit geht wertvolle Zeit verloren. Die Antragsteller haben auf die Verzögerung mit einer gemeinsamen Pressemitteilung reagiert, die Sie hier lesen können.

Nachtrag II

Die Bezirksverordnetenversammlung hat den Antrag zum Baerwaldbad am 24. Juni 2015 einstimmig beschlossen. Auch die Grünen-Fraktion hat nach tagelangem Zögern der Baerwaldbad-Rettung zugestimmt. Vor der Abstimmung wurden noch zwei Ergänzungen in den Antrag eingefügt: Die Kostenübernahme durch das Bezirksamt ist auf maximal 9500 Euro pro Monat beschränkt und die Regelung gilt mindestens bis Oktober 2015. Damit soll ausgeschlossen werden, dass der Antrag zu unvorhergesehenen Risiken für den Bezirkshaushalt führen kann.