Das Ringen um neue Sportplätze neben dem Tempelhofer Feld geht in eine neue Phase: Der Bezirkssportbund hat einen Einwohner*innen-Antrag gestartet. Worum es geht, erklärt der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Frank Vollmert.
Das Gespräch führte Carl-Friedrich Höck.
Der Bezirkssportbund (BSB) will einen Einwohner*innen-Antrag zum Regenrückhaltebecken am Columbiadamm – also neben dem Tempelhofer Feld – initiieren. Worum geht es dabei?
Frank Vollmert: Ziel ist es, die Fläche für den Sport vorzuhalten. Das heißt: Wenn das Regenrückhaltebecken in seiner aktuellen Funktion zu großen Teilen nicht mehr benötigt wird, sollen dort zwei Sportplätze errichtet werden. Das würde uns wirklich helfen, weil wir in Friedrichshain-Kreuzberg viel zu wenige Sportflächen haben, um den Bedarf der Vereine und Freizeitsportler*innen zu decken.
Ist denn der Plan, dort Sportplätze zu schaffen, realistisch?
Planungstechnisch sind zwei Sportplätze möglich. Es ist aber noch unklar, wie das Oberflächenwasser am Columbiadamm und auf dem Vorfeld des Tempelhofer Feldes in Zukunft organisiert werden soll. Der Volksentscheid „100 % Tempelhofer Feld“ hat die Entwicklung des Areals erst einmal gestoppt. Deshalb bewegt sich dort seit Jahren sehr wenig.
Die Verwalterin des Feldes – die Grün Berlin GmbH – hat allerdings ein großes Interesse daran, von den enormen Abwassergebühren wegzukommen. Pro Jahr zahlen sie 500.000 Euro dafür. Es gibt also trotz des Volksentscheids gute Gründe, das Regenwassermanagement neu zu organisieren.
Welche Rolle spielt dabei das Rückhaltebecken?
Grundsätzlich fließt das Regenwasser vom Columbiadamm und vom Vorfeld des Tempelhofer Feldes in die öffentliche Kanalisation. So kommen auch die hohen Abwassergebühren zustande. Das Regenrückhaltebecken ist eigentlich nur für Starkregenereignisse vorgesehen. Wenn die öffentliche Kanalisation das Wasser nicht mehr aufnehmen kann, wird das Wasser ins Regenrückhaltebecken eingeleitet, dort gestaut und später nach und nach in den Urbanhafen abgeleitet.
Es gibt bereits einen BVV-Beschluss, der vorsieht, das Regenrückhaltebecken für eine spätere Sportnutzung zu sichern. Was würde der Einwohner*innen-Antrag daran ändern?
Es stimmt, dass das Bezirksparlament sich um Sportflächen bemüht und einen Beschluss herbeigeführt hat. Es ist aber noch eine andere Sache, wie sich der organisierte Sport dazu verhält. Mit dem Einwohner*innen-Antrag nutzen die Sportvereine ein legitimes Instrument, um auf die Politik Einfluss zu nehmen. Damit artikulieren die Sportvereine ihren Willen sehr klar. Das sehe ich positiv, weil ein erfolgreicher Antrag uns auch politische Rückendeckung gibt.
Das hilft uns, um zum Beispiel auf Landesebene Gehör zu finden. Aber auch im Bezirk selbst gibt es Stimmen, die das klare Bekenntnis zu Sportplätzen teilweise wieder aufweichen wollen. Zum Ende der vergangenen Wahlperiode waren diese vor allem aus der Fraktion Die Linke zu vernehmen.
Unser Kampf für die Sportflächen ist auch ein Geduldsspiel. Die SPD-Fraktion führt ihn bereits seit 2012. Der Einwohner*innen-Antrag ist absolut sinnvoll, weil er deutlich macht: Die Plätze werden weiterhin benötigt – sogar noch dringender als je zuvor.
Ein Einwohner*innen-Antrag benötigt 1.000 Unterschriften. Dann wird er – genauso wie Anträge von BVV-Fraktionen – im Bezirksparlament beraten und abgestimmt. Wie weit vorangeschritten ist die Initiative zum Regenrückhaltebecken?
Der Antrag ist frisch gestartet. Der BSB will 2.000 Unterschriften einwerben, damit ausreichend Puffer besteht, sodass der Antrag genügend Stimmen bekommt. Erfahrungsgemäß sind immer 10 bis 20 Prozent der Unterschriften nicht gültig, weil Angaben fehlen oder die Unterstützer*innen aus anderen Bezirken kommen. Berechtigt sind alle Einwohner*innen des Bezirkes, die zum Zeitpunkt der Unterschrift das 16. Lebensjahr vollendet haben.