Die SPD-Fraktion fordert einen Masterplan für Bolzplätze in Friedrichshain-Kreuzberg. Im Gespräch erklärt Peggy Hochstätter, was sie sich davon verspricht.
Ein Masterplan für Bolzplätze: Das klingt nach einem großen Wurf. Warum muss das Thema grundsätzlich neu angegangen werden?
Peggy Hochstätter: Wir haben unglaublich viele Kinder in unserem Bezirk. Wenn die ein bestimmtes Alter erreichen, können sie nicht mehr die normalen Spielplätze benutzen, denn die sind für die Kleinen angelegt. Aber auch ältere Kinder brauchen Möglichkeiten sich zu bewegen – und zwar kostenlos. Gerade in Zeiten der Pandemie merken wir das: Die Amateursportvereine sind geschlossen, Kinder und Jugendliche können dort keinen Sport mehr machen und brauchen einfach Flächen, wo sie sich kostenlos draußen bewegen können. Ich setze mich schon lange dafür ein, dass der Bezirk mehr Angebote für diese „Lückekinder“ schafft, die den Spielplätzen entwachsen sind. Nach einem langen Schultag mit anschließenden Hausaufgaben brauchen sie Orte draußen im Kiez, wo sie zusammenkommen, spielen und sich auspowern können.
Das Problem ist: Unsere Bolzplätze sind nicht gerade in einem hervorragenden Zustand. Deshalb brauchen wir jetzt eine Bestandsaufnahme und einen klaren Plan, wie wir besser werden können.
Wenn der Masterplan kommt – was wären die ersten konkreten Schritte?
Erstens muss der Bezirk überprüfen, in welchem Zustand die Plätze sind und welche baulichen Maßnahmen nötig sind, um sie wieder in Schuss zu bringen. Oft sind zum Beispiel die Bodenbeläge kaputt, weil sie von Wurzeln aufgerissen wurden. Anderswo fehlen vielleicht Tore oder Basketballkörbe. Im Samariterkiez haben wir einen Beachvolleyballplatz mit einer Umrandung aus Holz, die nach einiger Zeit zu schimmeln beginnt.
Wichtig ist mir, dass Reparaturen nicht auf die lange Bank geschoben, sondern zügig bearbeitet werden. Denn wenn wir schon so wenig Plätze haben, dann müssen die nutzbar sein und die Schäden dürfen nicht immer größer werden. Das wäre nach der Bestandsaufnahme der zweite Schritt. Und drittens muss der Masterplan ausloten, wo und wie noch neue Bolzplätze geschaffen werden können. Viele Flächen gibt es in unserem dicht bebauten Bezirk ja nicht mehr. Umso wichtiger ist, dass wir die vorhandenen Potenzialflächen rechtzeitig sichern.
Sanierungsarbeiten scheitern in der Praxis ja selten am fehlenden Willen, sondern an fehlendem Personal und vor allem Geld. Wie kann dieses Problem gelöst werden?
Natürlich müssen wir dafür streiten, dass wir mehr Personal einstellen. Im zuständigen Straßen- und Grünflächenamt haben wir mittlerweile auch einen Personalaufwuchs. Mir geht es aber auch darum, dass wir in unserem kinderreichen Bezirk die richtigen Prioritäten setzen. Kinder und Jugendliche müssen in der Bezirkspolitik als Nutzer*innen-Gruppe wahrgenommen werden, auch wenn sie vielleicht nicht die lauteste Lobby haben. In der Bevölkerung gibt es dafür durchaus ein Bewusstsein. Eine Initiative sammelt gerade Unterschriften für einen Einwohner*innen-Antrag für sichere Spielplätze – die sind ja ebenfalls teils in einem beklagenswertem Zustand, insbesondere im Wrangelkiez. Leider sieht es bei den Bolzplätzen kaum besser aus. Da muss einfach mehr getan werden, und zwar schnell. Die Plätze müssen geschützt, sauber und sicher sein.
Peggy Hochstätter ist Bezirksverordnete in Friedrichshain-Kreuzberg. Für die SPD-Fraktion bearbeitet sie vor allem die Themen Schule, Verkehr und Umwelt. Zudem ist sie Vorsitzende der Spielplatzkommission.
Der SPD-Antrag wurde im September in die BVV eingebracht. Wie ist denn der aktuelle Stand der Beratungen?
Im Schul- und Sportausschuss ist der Antrag schon mit großer Mehrheit beschlossen worden. Am Donnerstag wird sich auch der Verkehr- und Umweltausschuss damit befassen. Die Online-Sitzung ist übrigens öffentlich, interessierte Bürger*innen können sich also dazuschalten.
Einstimmig beschlossen hat der Sportausschuss auch einen zweiten Antrag unserer Fraktion. Dieser fordert, dass auf dem Gelände der Thalia-Schule auf Stralau ein Bolzplatz geschaffen wird, der nachmittags und am Wochenende auch von Dritten genutzt werden kann.
Mehr Infos zum Antrag Masterplan Bolzplätze: berlin.de
Das Gespräch führt Carl-Friedrich Höck.