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Die Erinnerung wach halten

9. November 2011, am Nachmittag. Auf dem Gehweg vor der Synagoge am Fraenkelufer, zwischen Blumenbeet und Sicherheitszaun, versammelt sich eine kleine Schar Menschen. Sie sind wie jedes Jahr auf Einladung des Bezirksbürgermeisters und des Vorstands der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zusammengekommen, um der Zerstörung der einzigen Kreuzberger Synagoge während der Novemberpogrome 1938, der Demütigung, Verfolgung und Ermordung jüdischer Kreuzbergerinnen und Kreuzberger zu gedenken. Der Bezirksbürgermeister und der Synagogenvorstand sprechen ein paar Worte, es folgt eine Schweigeminute, und nach einer knappen Viertelstunde erinnert nur noch der frische Kranz zu Füßen des Gedenksteins an die Zusammenkunft.

Diese Form des Erinnerns, die eher einer Pflichtübung gleichkam, war der Bezirksverordneten Miriam Noa zu wenig. „Ich hatte das Gefühl, dass es von Jahr zu Jahr kürzer wurde – die Einladung wurde erst zwei Tage vorher verschickt und das noch nicht einmal an alle Bezirksverordneten. Außer den ‚üblichen Verdächtigen’ kam sowieso nie jemand. Auch in der Betergemeinschaft der Synagoge herrschte Unzufriedenheit“, fasst die kulturpolitische Sprecherin der SPD-BVV-Fraktion die Situation zusammen. In diesem Jahr soll es anders sein. Noa hat deshalb in der BVV beantragt, das Gedenken an die Novemberpogrome auf eine breitere und würdigere Basis zu stellen.

Die Initiative hatte Erfolg: In diesem Jahr wird die Veranstaltung nun erstmals von Schülern aus Friedrichshain-Kreuzberg gestaltet und mit der Geschichte des Ortes verknüpft. In einer Gedenkrede wird Rabbinerin Gesa Ederberg an die weltweit erste Frau im Rabbineramt, Regina Jonas, erinnern, die kurzzeitig auch in Kreuzberg amtierte. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung unter anderem durch Lieder von Arno Nadel. Bis zur Shoah war er bedeutender Kantor der Synagoge am damaligen Kottbusser Ufer, heute sind er und sein Werk fast vergessen. „Ich finde es großartig und berührend, dass die Schüler des Händel-Gymnasiums Nadels Musik wieder aufleben lassen“, sagt Miriam Noa.“ Es wäre schön, wenn eine so lebendige Form des Erinnerns zur festen Größe in unserem Bezirk werden könnte.“

Alle sind herzlich eingeladen, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen: Am Donnerstag, 8. November um 17 Uhr in die Synagoge am Fraenkelufer (U8 Kottbusser Tor/ Schönleinstraße)