Seit dem 3. Mai hat der Bezirk an zahlreichen Stellen neue temporäre Spielstraßen eingerichtet – bis zu 30 sollen es werden. Jeweils sonntags können sich dort Kinder austoben. In dieser Zeit sind die Straßen für den Autoverkehr gesperrt. Die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Peggy Hochstätter begrüßt die Maßnahme im Interview.
Zum zweiten Mal in Folge waren am Sonntag viele Straßen zu Spielstraßen umgewidmet. Was hältst du von der Maßnahme?
Das ist eine ganz tolle Sache. Denn wir haben überall im Bezirk zu wenig Flächen für die Kinder – zu wenige Spielplätze, zu wenig Grünflächen. Die Kinder waren nun lange zuhause, die Spielplätze waren gesperrt. Es bestand die Befürchtung, dass alle auf einmal auf die Spielplätze gehen, wenn sie wieder geöffnet werden. Die Abstandsregeln hätten gar nicht eingehalten werden können, wenn die Kinder sich dort bewegen. Die Kitas sind auch nur notbetreut, dort haben auch nur wenige Kinder Auslauf.
Übrigens befürwortet auch der Amtsarzt des Bezirkes die Spielstraßen. Für die Kinder ist das viel besser, sich auf großer Fläche zu verteilen. Kinder denken nun einmal nicht pausenlos an Abstandsregeln.
Voraussetzung für die Spielstraßen war, dass sich genügend Nachbar*innen als Freiwillige melden, um die Straßen zu betreuen. Du hast selbst in der Bänschstraße mit aufgepasst und beim Abbau geholfen. Welche Eindrücke hast du vor Ort gewonnen?
Es war großartig! Die Menschen haben sich richtig gefreut mal wieder rauszukommen. Dem ersten Spielstraßen-Sonntag am 3. Mai war eine lange Trockenzeit vorausgegangen. Viele haben geholfen die Bäume zu gießen. Am zweiten Sonntag haben sogar noch mehr Menschen die Spielstraßen genutzt. Es waren Inline-Skater und Rollschuhfahrer unterwegs. Auf der Straße wurde gemalt. Die Eltern und Organisationen aus dem Umfeld habe sich ganz toll eingebracht.
Haben die Menschen denn die Abstandsregeln eingehalten? So ein Event kann ja während der Corona-Pandemie auch problematisch sein.
Am ersten Sonntag gab es Rückmeldungen aus anderen Spielstraßen, dass dort vereinzelt Menschen die Abstandsregeln missachtet haben. Hier im Samariterkiez haben Leute aus der Kirche kleine Erinnerungspuppen gebastelt – mit Schwimmnudeln als Armen, die verdeutlichen sollten, welchen Abstand man braucht. Alle Helferinnen und Helfer sind angewiesen, auf die Abständsregeln zu achten und freundlich darauf aufmerksam zu machen.
Meinst du, dass die Spielstraßen auch nach der Corona-Pandemie beibehalten werden sollten?
Ich würde es mir sehr wünschen. Wie gesagt gibt es einfach zu wenig Auslaufmöglichkeiten für die Kinder. Und auch die Eltern sind froh über den zusätzlichen Platz. Man hat in der Bänschstraße gemerkt, dass der Kiez zusammenkommt. Das stärkt die Gemeinschaft und die Identifikation mit dem Kiez. Die meisten Autofahrer*innen hatten übrigens Verständnis, dass sie nicht in die Straßen hineinfahren durften. Wer ausparken wollte, konnte es mit Unterstützung der Freiwilligen auch.
Die erste Maßnahme läuft ja erstmal bis Ende Juni. Sofern es eine Betreuung durch Anwohnende gibt, wird das weiterlaufen. Es haben sich viele Leute gemeldet, allein im Samariterkiez haben sich 38 Menschen in die Helferliste eingetragen.
Zu einem anderen Thema: Der Bezirk sorgt gerade für Aufsehen, weil er gemeinsam mit dem Land Berlin zahlreiche „Pop-up-Radwege“ eingerichtet hat. Vor der Pandemie dauerte es in der Regel Jahre, bis ein beschlossener Radweg tatsächlich umgesetzt war. Hat es dich überrascht, dass der Bezirk jetzt so schnell handelt?
Ja, das hat mich überrascht, aber auch gefreut. Und ich hoffe, dass die Radwege auch dauerhaft bestehen bleiben. Die meisten waren ja ohnehin längst von der BVV beschlossen. Mit den neuen Wegen wird die Straße gerechter aufgeteilt. Wir haben gerade in Friedrichshain-Kreuzberg sehr viele Menschen, die ihre Strecken mit dem Fahrrad statt mit einem Auto zurücklegen.