Interview mit Frank Vollmert, sportpolitischer Sprecher der SPD-BVV-Fraktion, zur Situation des Baerwaldbades.
Einleitend ein paar Worte zur Vorgeschichte des Baerwaldbades: Der TSB e.V. war Erbbaupachtnehmer für das Baerwaldbad. Der Verein ist seit einiger Zeit insolvent, das Bad wurde deshalb an den Bezirk rückübertragen („Heimfall“). Es folgte allerdings eine längere rechtliche Auseinandersetzung. Nun endlich wurden die Schlüssel an den Bezirk übergeben.
Gemeinsam mit Schulstadtrat Andy Hehmke hast du vergangene Woche das Baerwaldbad besichtigt. Welche Eindrücke hast du gewonnen, Frank?
Frank Vollmert: Es sieht dort noch wesentlich schlimmer aus als bei den vorherigen Begehungen, als wir noch im Sportausschuss mit dem TSB gemeinsam dort waren. Damals wurden uns nicht alle Räumlichkeiten gezeigt, die den tatsächlichen Zustand des Bades offenbaren. Der Zustand der Infrastruktur, gerade im Keller, ist desaströs. Schul- und Sportstadtrat Andy Hehmke hat richtig gehandelt, als er 2017 das Schulschwimmen im Bad gestoppt hat. Die große Herkulesaufgabe für Bezirk und Land ist nun, diesem Bad wieder eine Perspektive zu geben und mittelfristig wieder ans Netz zu bringen.
Kannst du uns genauer beschreiben, was du vor Ort gesehen hast?
Zum Beispiel ein Druckmessgerät, das zur Hälfte voll Wasser gelaufen ist. (Siehe Bild unten) Die symbolisiert den Zustand des Bades sehr gut. Es war dem TSB offenbar nicht möglich, die Infrastruktur in Stand zu halten, zu ertüchtigen und zu erneuern. Sie wurde auf Verschleiß gefahren.
In den Maschinenraum im Nebengebäude sind Ziegel des Schornsteins hineingestürzt. Die Löcher im Dach bestehen weiterhin. Tauben haben sich dort eingenistet, der Boden ist voller Kot. Unten sind einige Wasserpumpen korrodiert. Weil das Wasser aus den Becken abgelassen wurde, steht das System still. Im Moment ist es also trocken. Aber wie mir berichtet wurde, muss es dort aus diversen Rohren getropft und geleckt haben, bei offenen elektrischen Schaltungen. Das sind Zustände, die kann man nicht verantworten.
Was bedeuten diese Zustände für die Zukunft des Bades?
Der Zustand, der uns bei früheren Besichtigungen offensichtlich wurde, zeigte ein in die Jahre gekommenes und sanierungsbedürftiges Bad. Ob die weiteren offenbarten Schäden den Braten jetzt fett machen, kann ich nicht beurteilen. Da warten wir auf das Bausubstanzgutachten. Dass die Infrastruktur ersetzt werden muss, haben wir schon länger vermutet. Ich hoffe nun, dass das Gutachten zu dem Ergebnis kommt, dass das Bad als solches keine nachhaltigen Schäden davongetragen hat. Es war einen Winter nicht beheizt, da besteht die Gefahr von Frostschäden, und an manchen Ecken war Schimmel zu entdecken. Im Hauptgebäude ist ein kleiner Teil des Daches undicht, im Nebengebäude sind die Dachschäden wesentlich größer. Wenn wir das Gutachten haben, wissen wir hoffentlich mehr darüber, was eine Sanierung kosten wird. Klar ist: Es wird eine Mammutaufgabe! Aber das war auch die Sanierung anderer Bäder in Berlin – es ist also machbar.
Wie soll es deiner Meinung nach jetzt weitergehen? Was sind die nächsten Schritte?
Wir als SPD-Fraktion setzen uns weiter dafür ein, dass das Bad künftig in Gänze, also mit seinen zwei Becken, wieder für das Schul- und Vereinsschwimmen sowie das öffentliche Schwimmen zur Verfügung steht. Wir sind als Bezirk ohnehin in einer prekären Situation. Selbst wenn alle vorhandenen Bäder am Netz sind, sind wir nicht gerade rosig ausgestattet. Erschwerend kommt jetzt hinzu, dass das Bad in der Holzmarktstraße seit einiger Zeit komplett dicht ist. Das Bad kann nicht mehr saniert werden und muss neu gebaut werden. Das Spreewaldbad soll ebenfalls saniert werden. Zum Glück planen die Bäderbetriebe mittlerweile, das Spreewaldbad erst zu renovieren, wenn die temporäre Halle am Prinzenbad eröffnet. Aber selbst wenn diese zwei Bäder fertiggestellt sind, wird der Schwimmbedarf im Bezirk nicht abgedeckt sein. Wir brauchen das historische Baerwaldbad dringend wieder!
Du hast es erwähnt: Im Prinzenbad soll eine temporäre Halle gebaut werden, als Übergangslösung für fünf Jahre. Die SPD-Fraktion hat sich dafür eingesetzt, dass der Bezirk die Pläne unterstützt. Wie ist denn der aktuelle Stand?
Die Bäderbetriebe haben just heute mitgeteilt, dass sie mit dem Bau der Schwimmhalle begonnen haben. Sie soll im Frühjahr 2021 eröffnet werden. Ich bin froh, dass die Baugenehmigung nun erteilt wurde und hoffe, dass es nicht wegen der Coronakrise zu weiteren Verzögerungen kommen wird. Der Genehmigungsprozess hat schon gut ein Jahr in Anspruch genommen.